
Mit Christine Müller
Nachhaltigkeit laut Duden ist definiert als längere Zeit anhaltende Wirkung.
Das hat Christine Müller ausprobiert.
Ein guter Anfang um die eigene Grenzen kennenzulernen, indem man lernt seinen Atem lange zu halten.
Leider ist es mit der Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen Sinne etwas komplizierter. Die Vereinten Nationen haben mit dem Beschluss der Sustainable Development Goals etwas detaillierter als der Duden die Ziele zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene festgelegt.
Nun sind diese 17 Ziele erst als Agenda 2030 ausgegeben und ich bin nicht sicher, ob Christine sie alle angehen wird. Auf jeden Fall hat sie schon früh losgelegt.
Sie ist, motiviert durch ihre Leidenschaft fürs Tauchen und Surfen, im Gründungsteam und ehrenamtliche Helferin des Surfrider Foundation Germany, die sich in den Dienst des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der Meere, Wellen und Küsten setzt.
Ferner ist sie ehrenamtliche Helferin und leitet den Frankfurt Hotspot von MakeSense, eine Community die Christian Vanizette zusammen mit Leila Hoballah ins Leben rief, die sich mit den Herausforderungen der Social Entrepeneurs beschäftigt. In 128 Städten der Welt vertreten, hat MakeSense 1760+ Workshops auf die Beine gestellt, 1322+ Sozial-Unternehmer geholfen, 26 SenseTouren und 28 SenseCamps organisiert. MakeSense ist eine bedeutende globale Bewegung.
Neben der Leitung des Frankfurt Hotspot Projekts Milena, gibt sie dort wöchentlich Deutschunterricht.
Unser Flüchtlingscafé Milena ist ein Hilfsprojekt für weibliche Flüchtlinge und ihre Familie. Wir wollen geflüchteten Frauen und Mädchen einen geschützten Ort des Ankommens, der Findung und der individuellen Hilfsangebote beim Aufbau eines neuen Lebens nach der Flucht anbieten. Unsere Hilfsangebote haben die besondere Schutzbedürftigkeit von Frauen und Mädchen im Vordergrund. Sie sind im Besonderen der physischen und psychischen Belastung der Flucht ausgesetzt. Wir bieten daher einen geschützten Raum an, der Halt und Unterstützung gibt und dauerhaft mitgestaltet werden soll.
Daneben ist sie noch die Co-organisatorin von Gemeinsam Programmieren und Botschafterin von Betterplace.org Frankfurt.
Hauptberuflich war Christine bis April 2016 beim Frankfurter FinTech Startup Savedroid, wo sie neben operatives Finanz- und Rechnungswesen die Webseite für das Wishes Projekt erstellte, die #ausgründen im Moment offline ist. Zur Zeit is sie als kaufmännische Assistenz in Social Impact Lab Frankfurt. Dort betreut Christine zusätzlich als Projektassistenz das Ankommer.eu Programm. Das Programm der KfW Stiftung und der Social Impact gGmbH unterstützt sozial-innovative Ideen und Projekte, die geflüchteten Menschen eine soziale und ökonomische Perspektive geben.
Das Projekt Ankommer.eu habe ich kurz in meinem letzten RheinMainRocks Tipps erwähnt und der 3. Oktober 2016 ist für die nächste Bewerbung der Anmeldeschluss.
Wer so engagiert ist und ständig Gründer betreut, wird doch früher oder später selbst was Eigenes gründen wollen. Christine scheint nach der Regel lieber früher als später zu handeln. Zusammen mit Franziska Geese, Tamás Erdélyi und Tonka Nikolova hat sie beschlossen einen Unverpackt-Laden in Frankfurt zu eröffnen.
In Mainz und Wiesbaden gibt es bereits Unverpackt-Läden und in Frankfurt wird es endlich Zeit. In ihrem Interview mit Frankfurter Rundschau liest man über das Vorhaben:
Die Produkte im Laden sollen nur in großen Papiersäcken angeliefert werden und überwiegend aus der Region kommen. Die Kunden bringen dann ihre eigenen Beutel, Gläser und Tupper mit und können sich ihren Einkauf ganz individuell zusammensuchen. Darauf verweist auch der Name des geplanten Geschäfts: „gramm.genau“. Gerade in Frankfurt, wo durchschnittlich nur 1,6 Personen in jedem Haushalt lebten, seien die Verpackungen in den Supermärkten viel zu groß, erklärt Gründerin Müller. Über einen QR-Code können die Kunden außerdem Informationen über die Herkunft, die Produktion oder die Anwendung der Produkte bekommen.
In dem Entwurf zur Nachhaltigkeitsstrategie Neuauflage 2016 der Bundesregierung steht es unter der Definition des Begriffs Nachhaltigkeit (Kapitel B.I.1) als Management Regel 1:
„Jede Generation muss ihre Aufgaben selbst lösen und darf sie nicht den kommenden Generationen aufbürden.“
Diese Maxime der Nachhaltigkeit ist bei der ehrgeizigen Christine und die Gewinnerin des Webmontag Tim Karsko Pet Rock Preises angekommen. Auch wenn sie für ihre Vorhaben weiterhin den Atem mit längerer Zeit anhaltender Wirkung braucht.
Wir haben Christine paar Fragen gestellt:
Seit wann wohnst Du in FFM?
Seit März 2012
Wo kaufst Du ein?
Da es meinen eigenen verpackungsfreien Laden gramm.genau noch nicht gibt: im Moment Lebensmittel im Basic auf der Leipziger und Hygieneartikel von monomeer oder ich mache sie selbst. Auf der unteren Berger ist auch MainGemüse, wo es unverpacktes Gemüse gibt. Sollte ich sowieso in Mainz oder Wiesbaden sein, dann auch bei Unverpackt Mainz oder Bio Unverpackt in Wiesbaden. Kleidung meistens bei Maas Natur.
In welchen Vierteln bewegst Du dich hauptsächlich?
Arbeiten und wohnen tu ich in Bockenheim, und gramm.genau gibt es wahrscheinlich bald in Bornheim, daher bin ich da auch relativ häufig. Sonst Mainufer (Bahnhofsviertelbereich).
Wo wohnst du?
An der Bockenheimer Warte
Mit welcher Frankfurter Persönlichkeit würdest du gerne mal einen Tag tauschen?
Daniel Nicolai, Intendant des English Theatre Frankfurt — einen Tag hinter die Kulissen dieses tollen Ortes schnuppern, allen Premieren beiwohnen, das wäre super…
Lieblingskneipe — bzw. Café?
Cafe Albatros, Tannenbaum, Cafe Crumble, Maincafe — kann mich zwischen diesen 4 nicht entscheiden
Wie bewegst Du dich innerhalb Frankfurts?
Mit dem Fahrrad, auch bei Wind und Wetter
Was magst du an FFM?
Es ist klein, aber trotzdem international. Die meisten Leute hier sind die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und Flair. Und der Sommer am Main ist traumhaft! FFM ist auch so zentral, da ist man überall ziemlich schnell.
Was würdest Du an FFM gerne ändern?
Viel mehr Fahrradwege! Wie oft wurde ich am Bahnhof schon fast überfahren…
Lieblingsgetränk?
Rheingauer Riesling
Grüne Soße: Mit oder ohne Mayo?
Ohne!
Sauer- oder Süßgespritzter?
Sauer (so mitteltief)
Tinder oder Oberbayern? (-;
Beides, hauptsache er arbeitet nicht bei Goldman Sachs :D
Wie viele Sprachen sprichst du?
Ich sage einfach mal 4, obwohl Französisch und Spanisch nicht fließend sind. Und ich versuche mich an Portugiesisch, also wenn jemand ein Tandem machen möchte…
Welches Frankfurter Projekt willst du hier lobend erwähnen?
Es gibt so viele tolle Projekte! Fan bin ich natürlich vom Social Impact Lab und allen Programmen, besonders dem ANKOMMER-Ideenwettbewerb (gefördert wird die sozio-ökonomische Integration von geflüchteten Menschen), Shout Out Loud! und dem Mädchenbüro/Projekt Milena in Bockenheim (hier geben ich Montags Deutschunterricht und es macht echt Spaß!).
Bitte vervollständige folgenden Satz: „In Frankfurt sollte es…“
… einen verpackungsfreien Laden geben ;).
Nenne uns zwei Personen, die wir unbedingt befragen sollten
Anna-Mara Schön von Shout out Loud und Nora Schimang aus dem Social Impact Lab (eine von nur zwei “echten” Frankfurtern, die ich kenne)