Mit Paul Herwarth von Bittenfeld
“Tipping Point: Wie kleine Dinge Großes bewirken können” ist ein weltweiter Bestseller von Malcolm Gladwell. In dem Buch beschreibt Gladwell unter der kontroversen Bezeichnung The Law of the Few: Das Gesetz der Wenigen, dass sehr häufig wenige Personen oft für den Erfolg einer sozialen Epidemie verantwortlich sind.
Wenn ich in Frankfurt zehn Menschen fragen würde, wer wäre für das Phänomen #RheinMainRocks verantwortlich, käme als Antwort in 9 1/2 Fällen: Darren Cooper. Wenn ich in Wiesbaden frage, wer sich um die Startup Themen kümmert, ist die Antwort in den meisten Fällen: Der Paul!
Gladwell teilt “The Few” in drei Personengruppen ein. Die Vermittler, die viele Menschen kennen mit der Fähigkeit sie zusammenzubringen. Die Erkenner, die über viel Wissen über ein Themengebiet verfügen und die Verkäufer, mit der Fähigkeit zu überzeugen. Ich wollte wissen, in welche Schublade ich den Paul stecken soll.
1. Der Vermittler
Die Webseite rhein-main-startups.com ist für mich eine wöchentliche Pflichtlektüre, um mich über Startups, Veranstaltungen und Stellenanzeigen in Rhein-Main Gebiet zu informieren. Sie wird alleine von mehr als 13.500 Menschen über den Newsletter verfolgt. Die entsprechende facebook Seite gefällt über 3.500 Menschen. Der facebook Gruppe sind über 800 Menschen beigetreten. Beim Gründerfrühstück in Heimathafen Wiesbaden, gibt Paul in Zusammenarbeit mit Heimathafen den Gründern und Interessierten am 12. Oktober 2016 zum 26. mal die Gelegenheit zu Wort zu kommen.
Paul ist ein Vermittler.
2. Der Erkenner
Ich bin extrem skeptisch wenn Vorträge mit der Überschrift “Lean” und oder “Agile” im Programm von Events aufgelistet werden. Als Buzzwords werden sie oft von Geschäftstüchtigen in den Mund genommen, die opportunistische Ziele verfolgen.
Der Vortrag von Paul zum Thema Lean Startups war dankbar anders. Paul, seit seinem Abitur in 2003 bei //Seibert/Media in Wiesbaden beschäftigt, hat selbst die bittere Erfahrung gemacht mit Geschäftsmodellen zu scheitern. Er hat auch gelernt, dass man als Unternehmer die selbst gesetzte Ziele erreichen kann und dennoch manchmal das im Wettbewerb nicht reicht, weil Mitbewerber schneller die Märkte bedienen. Dass Startups mit Unsicherheiten in einem schnellen Wettbewerb umgehen müssen ist die Kern-Erkenntnis der Lean Philosophie, was Paul nicht nur verstanden hat, sondern auch klar kommuniziert.
Paul ist ein Erkenner.
3. Der Verkäufer
Das stereotypische Bild eines Verkäufers, ist häufig das eines lautstarken charismatischen Closers.
Das ist Paul definitiv nicht. Paul ist auf vielen Rhein-Main Veranstaltungen zu treffen; als Gast, als Redner und als Mentor. Der Eindruck, den man über Paul gewinnt, wie auch beim Überblick über Gründerregion Wiesbaden RheinMain auf dem Donnerstalk, vermittelt eher Neugier, Gewissenhaftigkeit und Bescheidenheit. Diese Eigenschaften werden von Steve W. Martin in seinem Harvard Business Review Artikel weniger hollywoodreif den erfolgreichen Verkäufern zugeordnet.
Pauls Pitch für Frankfurt Rhein-Main als Gründerregion überzeugt.
Am Ende zählt nicht, welche Gladwell-esque Klassifizierung auf Paul zutrifft, sondern dass Paul Herwarth von Bittenfeld, der 1. Vorsitzender des Badminton Vereins TB Eltville im Rheingau mit seiner Hingabe und Fleiß die Attraktivität des Standorts Rhein-Main nicht nur sichtbar macht, sondern auch ein Stück mitgestaltet.
Grund genug dem Paul ein paar, für ihn als Nicht-Frankfurter teilweise verwirrende, Fragen zu stellen:
Seit wann wohnst Du in FFM?
Ich wohne im Rheingau, einem nahegelegenen Wein-Anbaugebiet und komme ursprünglich aus der Landeshauptstadt Wiesbaden. Studiert habe ich in Mainz (und Kaiserslautern). Ich bin öfters in Frankfurt, um an Veranstaltungen teilzunehmen oder sie auch selbst auszurichten. Ich bin ein Fanboy vom Rhein-Main-Gebiet, da städtisches und ländliches Flair oft nur wenige Minuten auseinander liegt. Für mich liegt die Stärke in der gesamten Region und ihrer (ausbaufähigen) Vernetzung.
In welchen Vierteln bewegst Du dich hauptsächlich?
Am häufigsten war ich in den letzten Jahren denke ich in Bockenheim, am Riedberg und im Bahnhofsviertel. Das ist bei mir vor allem davon getrieben, wo gerade welche Veranstaltungen ausgetragen werden.
Mit welcher Frankfurter Persönlichkeit würdest du gerne mal einen Tag tauschen?
Ich würde gerne mal einen Tag mit Fredi Bobic tauschen. Ich habe früher gerne bis in die Nacht rein Fußballmanager gespielt, das könnte ich dann einmal im “real live” ausleben und zugleich dem Kader der Eintracht nahe sein.
Lieblingskneipe — bzw. Café?
Auch aufgrund der Nähe zum Bahnhof gefällt mir das “What the Food”.
Wie bewegst Du dich innerhalb Frankfurts?
Sofern möglich fahre ich mit dem ÖPNV. Oft ist es gerade zum Start von Events am Abend aber eher unpraktisch von den Verbindungen her, so dass ich dann doch auf das Auto zurückgreife und mich darüber ärgere, dass eine Strecke, die in 25 Minuten zu fahren wäre, dann doch über eine Stunde dauert. ;-)
Was magst du an FFM?
Ich liebe es, auf die Skyline zuzufahren, sowie in Frankfurt selbst dann am Main unterwegs zu sein. Das internationale Flair und zugleich der Lokalkolorit sorgen für eine spannende Mischung. Die Stadt ist so kompakt, aber doch so vielseitig. Und das Umland bereichert zusätzlich.
Was würdest Du an FFM gerne ändern?
Am liebsten würde ich eine Non-Stop-Direktverbindung zwischen Frankfurt und Wiesbaden realisiert sehen, um die Fahrtzeit drastisch zu reduzieren. Das würde auch die Verbindung zwischen den Startup-Communities in Frankfurt sowie Wiesbaden und Mainz stärken.
In der Stadt selbst würde ich gerne noch mehr Orte sehen, wo Kultur, Kunst und Gründergeist sich vereinen und frei entfalten können.
Grüne Soße: Mit oder ohne Mayo?
Lieber ohne, das spart zusätzliche Zeit auf dem Laufband.
Wie viele Sprachen sprichst du?
Im wesentlichen 3. Neben deutsch und englisch noch italienisch. Meine Japanisch-Kenntnisse, die ich mir mal während dem Studium zugelegt habe, sind leider mehr oder weniger entfallen. Ohne aktive Nutzung des Vokabulars ist die eh schon schwierige Sprache noch schwerer zu behalten.
Welches Frankfurter Projekt willst du hier lobend erwähnen?
Verdammt, sind das viele, denen ich einmal für ihr Engagement danken möchte. Sie machen diese Region so viel lebenswerter. Sucht mal bei Twitter nach dem Hashtag #rheinmainrocks und ihr wisst, wen ich alles so meine.
Nenne uns zwei Personen, die wir unbedingt befragen sollten
Daniel Kuczaj, der neben seinem Startup Roomhero noch den Pitchclub für die Region mit aufgebaut hat, sowie Andreas Gahlert, der mit COBI eines der coolsten Startups der Region aufzieht.